Zeitzeugengespräch – Maria von Pawelsz-Wolf

Am 1. Juni 2023 kam Maria von Pawelsz-Wolf erfreulicher Weise der Einladung unserer Schule nach und beehrte uns für ein Zeitzeugengespräch. Den Geschichtskursen des zwölften Jahrgangs erzählte sie nicht nur spannende Geschichten von ihrer Kindheit in der Kriegs- und Nachkriegszeit, sondern auch von Frauen in der Gesellschaft und ihrem politischen Engagement sowie dem ihrer Familie.

Nach einer kurzen Vorstellung Maria von Pawelsz-Wolfs, welche am 15. Februar 1939 und somit noch vor Kriegsbeginn geboren wurde, begann die Runde auch schon mit Erzählungen aus ihrer  Kindheit und wie ihre Familie die Kriegs- und Nachkriegszeit erlebt hat. Von ihren Tagen in Schlesien bei ihrer Tante, der Frau Baronin, mit einem KZ auf der anderen Seite des Dorfes, bis hin zu den täglichen Bombenangriffen auf Potsdam. Sie berichtete von der Einquartierung von Russen im Haus ihrer Familie, der Gründung der CDUiD und der Beteiligung ihrer Eltern in dieser. In hohen Tönen sprach sie vom Familienfreund Andreas Hermes, unter dem auch ihre Mutter einige Zeit arbeitete, welcher sich nicht von den Sowjets unter Druck setzen ließ, ein Gesetz zur Bodenreform zu unterschreiben, trotz der Möglichkeit seinen letzten lebenden Sohn so aus der Gefangenschaft zu befreien. Er setzte hierbei das Wohl der Bevölkerung an erste Stelle, da er wusste, dass die Ernährung der Bevölkerung nach dieser Reform nicht mehr zu gewährleisten gewesen wäre. In einem Brief, den sein Sohn einem anderen Gefangenen zur Entlassung mitgab, teilte dieser seinem Vater mit, dass er stolz gewesen sei, dass dieser standhaft geblieben ist und nicht unterschrieben hatte. Weiter erzählte sie, wie ihr Vater mehrfach zum Landesvorsitzenden der CDU in Brandenburg gewählt wurde und nach der dritten Wahl eine Redehalten sollte, sein gewöhnlicher Fahrer jedoch, wie sonst nie, betrunken war und er so einen Fahrer vom Landtag zugewiesen bekam. Tragischer Weise verunglückte er auf dieser Autofahrt. Daraufhin machten wir mit Frau Pawelsz-Wolfs Flucht nach Westberlin und ihrer Ankunft dort weiter. Wie ihre Mutter bereits vor ihr über die Grenze reiste und sie später erst nachkam. Sie beschrieb, wie sie mit einem Freund der Familie per S-Bahn über die Grenze reiste, jedoch so tun musste, als wenn sie ihn nicht kennen würde und wie pflichtbewusst ihre Mutter dennoch ihre Arbeit im Osten beendete und sich im Westen neue suchte. Dann kamen wir auch schon zum Wandel des Frauenbildes mit mehreren inspirierenden Berichten von starken Frauen, die Maria von Pawelsz-Wolf maßgeblich beeinflussten. Hier spielte nicht nur ihre Mutter eine große Rolle, sondern auch die Schulleiterin des Mädcheninternats Detmold, das Frau Pawelsz-Wolf als junges Mädchen besuchte. Eben diese Schulleiterin bewegte die Mädchen zu Eigenständigkeit. Aufgrund dessen wuchs sie mit einem Bild von selbstbestimmten Frauen auf und entwickelte sich entsprechend. Dies führte dazu, dass sie und einige andere Schüler-/innen sich für eine erneute weibliche Schulleitung einsetzten, nachdem die Direktorin in Rente ging und man das Internat in männliche Hände geben wollte. Die alte Direktorin schickte sie bereits auf einige politische Tagungen und auch später war sie in der Politik tätig, obwohl sie nach dem Abitur zunächst eine Schneiderlehre vollendete. Doch auch in der Politik blieb sie nicht immer, so entschloss sie sich nach einiger Zeit dazu, wieder ihre Tätigkeiten als Lehrerin vollständig aufzunehmen, welche sie zuvor bereits ausführte. Frau Pawelsz-Wolf berichtete auch von Ihrer Herzensangelegenheit – der Ukrainehilfe, ein Hilfsprogramm welches sie mit ihren Schüler-/innen im Herbst 1990 startete und dem sie sich noch heute widmet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir uns sehr gefreut haben eine solch interessante Frau mit einer spannenden Lebensgeschichte kennengelernt zu haben und uns nicht genug dafür bedanken können, dass sie sich die Zeit genommen hat, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen.